50 Jahre Fussgängerzone in Soest

Soest – In diesem Jahr –2023 – wird die Fußgängerzone 50 Jahre alt. Das hat der Verein Soester Wirtschaft zum Anlass genommen, an dieses halbe Jahrhundert zu erinnern. Von Montag, 12. Juni, bis Freitag, 30. Juni, zeigen 22 Geschäfte – zum größten Teil liegen sie in der Fußgängerzone – 30 Fotos aus vergangenen Zeiten. „50 Jahre Fußgängerzone im Wandel der Zeit“, so der Name der Ausstellung. Die teilnehmenden Geschäfte – viele von ihnen Inhaber geführte Geschäfte und Läden, mit langer Tradition in Soest – haben Rollmaps mit den gedruckten Fotos in einer Größe von 70 mal 50 Zentimeter in ihre Schaufenster gehängt. Begleitend zur Ausstellung hat der Verein Soester Wirtschaft (VSW) einen Flyer herausgegeben, mit dessen Hilfe der Interessierte sich orientieren und die Ausstellung „ablaufen“ kann.

Gekümmert um die Ausstellung und den Flyer haben sich Martin Jochem als Vorsitzender des VSW, Sabine Burbank, die langjährige Geschäftsführerin des VSW, und Joachim Grade vom Vorstand des Soester Heimat- und Geschichtsvereins. Grade recherchierte mit Unterstützung von Brigitte Baumann, die das Bildarchiv im Stadtarchiv betreut, und stieß auf zahlreiches Bildmaterial, das Geschäfte zeigt, wie sich die Geschäfte früher präsentierten. Den Flyer entwarf der Designer Thomas Drebusch. Es werden Bilder von Beginn des 20. Jahrhunderts über die 50er, 60er und 70er Jahre gezeigt.

„Von den Geschäftsleuten der Fußgängerzone haben wir viel positiven Rücklauf auf die Ausstellung erhalten“, erklärt Sabine Burbank. Man könne nun einen schönen „Spaziergang“ durch die Fußgängerzone machen. Interessant sei, sagt Martin Jochem, dass man viele Häuserfassaden heute gut wiedererkennen könne. Die Geschäfte hätte sich zwar verändert, die Fassaden seien geblieben.

Am 30. April 1070 titelte der Soester Anzeiger: „Fast einstimmiges Ja des Soester Einzelhandels zur Fußgängerzone“. Man wollte die autofreie Zone bereits im Spätsommer 1970 fertiggestellt haben. Doch es verzögerte sich, wohl auch, weil es Probleme mit der Pflasterung gab. Am 6. Oktober 1973 war es schließlich so weit: Die Fußgängerzone wurde mit Musik, Bratwurst und Festlichkeiten eröffnet. „Leider haben wir kein Foto von der offiziellen Eröffnung durch den Bürgermeister gefunden“, bedauern Sabine Burbank und Joachim Grade.

Die Einrichtung der Fußgängerzone auch in Soest entsprach dem damaligen Zeitgeist – überall in Deutschland wurden Fußgängerzonen eingerichtet. „Soest war eher spät dran, viele Städte, wie Kassel und Dortmund, hatten ihre Fußgängerzone bereits“, so Grade. Das habe sicherlich mit dem gestiegenen Autoverkehr der 1960er-Jahre zu tun, sagt Martin Jochem. Die vielen Autos störten beim Einkauf auf der engen Brüderstraße. Doch auch das Einkaufsverhalten der Menschen änderte sich Schritt für Schritt. Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre wurden Einkaufszentren auf der „grünen Wiese“ gebaut. Um die Leute weiterhin zum Einkaufen in die Innenstädte zu locken, musste man sich etwas Attraktives ausdenken. Hinzu kam, dass es Anfang der 1970er Jahre zwei neue Kaufhäuser in der Brüderstraße gab, die WEKA und Kaufhof.

Es gab auch über vier Lebensmittelläden in der Innenstadt, so Jochem. Damals ging man zu Fuß zum Lebensmitteleinkauf. Die Soester, so erklärt Martin Jochem, gingen damals ganz gezielt in die Innenstadt, um sich ein paar Schuhe oder eine neue Hose zu kaufen. Da sei von einem „Shopping-Erlebnis“ noch nichts zu spüren gewesen. Doch mit der Einrichtung der Fußgängerzone änderte sich dies langsam. Die Fußgängerzone wurde zur Flaniermeile, gleichzeitig wurde die Innenstadt gestärkt. Natürlich habe es damals auch Kritik von Bürgern gegeben, die nach wie vor direkt vor dem Geschäfts parken wollten und von einer Fußgängerzone nichts wissen wollten. Viele der alten Fotos stammen von Familienbetrieben, die die Bilder in ihren Alben haben.

„Heute haben wir eine funktionierende Fußgängerzone bei uns im ländlichen Bereich“, sagt Martin Jochem. Die Fußgängerzone habe Tradition und sei ein wichtiger Bezugsort für die Stadt, unterstreicht auch Joachim Grade. Ihr Erhalt sei auch eine wichtige Generationenleistung. Leider beobachte man, dass Fußgängerzonen kleinerer Städte immer weniger frequentiert würden, die Händler schließen und sogar Fußgängerzonen abgeschafft würden. Jochem geht so weit, zu sagen, dass die Soester Fußgängerzone die letzte im Kreis Soest mit Perspektive sei. Und es gelte, weiter daran zu arbeiten, dass die Fußgängerzone ein Anziehungspunkt bleibt. Grade meint, ein Blick in die Vergangenheit sei auch ein Appell an die Bürgerschaft, viel dafür zu tun, dass der Bereich Bezugsort, lebendiger Treffpunkt und attraktiv bleibe. Wichtig sei eine gesunde Mischung von Stadtfesten, Gastronomie und Geschäften.

Joachim Grade warf noch einen Blick auf die Brüderstraße in historischer Hinsicht. Diese Straße sei schon im Mittelalter eine wichtige Straße gewesen: Die Menschen zogen von Norden kommend durch die Brüderstraße zum Rathaus.

Infos

Die Flyer „50 Jahre Fußgängerzone“ gibt es beim VSW, bei der Tourist-Info, Stadtbücherei, Rathaus und an öffentlichen Stellen.

Quellenangabe: Soester Anzeiger vom 14.06.2023, Seite 10

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